Wehmütig und voller Stolz starre ich auf meinen Bildschirm, tatenlos dabei zusehend, wie der frisch veröffentlichte vierte (und letzte) Band von „Rasmus und die Gilde der Propheten“ in die Stores gelangt. Alles ist gedacht, geschrieben, getan … im Übrigen ganz ohne Schreibblockade 🙂
Nun darf endlich gelesen werden!
Ich wünsche euch allen ebenso viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben hatte!
die Tage werden kälter … endlich, möchte man beinahe sagen. Wer sich im bevorstehenden Novembernebel inmitten kürzer werdender Tage und zu Boden rieselnder Blätter auf unvermeidliche Weihnachtsfeiern und adventliche Shopping-Orgien einstimmen will, ist herzlich eingeladen, bei der zweiten „Marie“-Leserunde auf lovelybooks.de mitzumachen:
Auch dieses Jahr warten 10 kostenlose Werbeexemplare auf potenzielle Leser … und als kleines Schmankerl hab ich mir noch eine Bonus-Aktion ausgedacht. Einfach mal reinlesen!
„Insgesamt zieht auch der dritte Band den Leser tief in seinen Bann. Dieses Mal geht alles jedoch weitaus weniger subtil zu, stattdessen folgen den Manipulationen und Intrigen der letzten Bände jetzt Taten und Gewalt. […] Immer noch sehen wir die Welt ganz nüchtern durch die Augen der „Helden“. Aber Achtung: Einmal angelesen kann man kaum aufhören. Langsam, aber sicher kündigt sich ein Aufeinandertreffen zweier gewaltiger Mächte an. Der nächste Band kann kaum schnell genug kommen.“
Das hört man doch gerne 🙂 … und wenn nicht ganz viel schiefgeht, dann wird der vierte Band in 2019 kommen. Es soll ja tatsächlich noch Fantasy-Autoren geben, die ihre Serien in endlicher Zeit abschließen!
Sünde – Was Menschen heute von Gott trennt Autor: Thorsten Dietz Gebundene Ausgabe, 224 Seiten SCM R.Brockhaus, 11. August 2017 ISBN 3417267846
Vorgeschichte: Mich hat der Titel des Buchs neugierig gemacht. Das uralte biblische Thema „Sünde“ prallt auf unsere heutige „Alles kann nichts muss“-Welt … wie passt das zusammen? Um mir diese Frage zu beantworten, habe ich dieses Buch erworben.
Inhalt: Der Autor, der eine Professur für Theologie an einer Evangelischen Hochschule innehat, löst sich völlig von den klassischen z.B. aus Finchers „Sieben“ bekannten „Todsünden“ (namentlich: Hochmut, Habgier, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei, Trägheit) und definiert stattdessen eigene Sünden. Anstelle von Substantiven beschreibt der Autor „seine“ sieben Sünden durch Adjektive (namentlich: blind, hart, süchtig, selbstlos, reich, sicher, träge). Die getroffene Auswahl lässt Raum für Diskussionen, wird jedoch im Verlauf des Buchs schlüssig begründet.
Erzähltechnik: Jeder Sünde ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wobei festgehalten werden muss, dass der Autor sich dem jeweiligen Thema nicht aus ethischer oder moralischer, sondern stattdessen aus christlicher Sicht nähert. Die resultierenden sieben Kapitel machen den Kern des Buches aus, der von zwei einleitenden und einem finalen Kapitel eingerahmt wird. Jede der sieben Sünden wird zudem durch ein anschauliches Beispiel aus einem bekannten Film bzw. einer bekannten Fernsehserie untermalt. Da der Autor zu diesem Zweck ausnahmslos Klassiker wählt (von „Herr der Ringe“ über „Harry Potter“ und „Star Wars“ bis hin zur „Matrix“ oder den „Hunger Games“ ist so gut wie alles aus dem SciFi-Bereich dabei, was Rang und Namen hat!), sind diese Beispiele ebenso verständlich wie kurzweilig geraten.
Suchtfaktor: einmal angefangen, habe ich das Buch ziemlich schnell durchgelesen. Die Kapitel-Auswahl war für mich ein zentrales Kaufargument (wieso in aller Welt definiert der Autor z.B. „selbstlos“ und „sicher“ als Sünden?). Auch der Schreibstil hat mir sehr gefallen, da der Autor nie moralisierend und mit erhobenem Zeigefinger, sondern stattdessen kurzweilig und feinsinnig über die Thematik nachdenkt. Ich hatte mehr als einmal das Gefühl, dass der Autor über das besondere Talent verfügt, Dinge, die man immer schon so oder so ähnlich intuitiv gespürt hat, auf den Punkt zu bringen und zu verbalisieren. Diese Verbalisierung erfolgt in gehobenem, jedoch jederzeit verständlichem Deutsch.
Was bleibt: ein neues Verständnis für einen Begriff, der im Lauf der Jahrhunderte seine Bedeutung verloren hat. Das Buch beinhaltet so viele Weisheiten, dass ich mir fest vorgenommen habe, es noch ein zweites Mal zu lesen. Es gibt nicht allzu viele Bücher, von denen ich das behaupten kann.
Fazit: ein ungewöhnliches, beinahe schon einzigartiges Buch. Wer im Jahr 2017 so mutig und kurzweilig über ein Thema schreibt, zu dem unsere Welt jedweden Bezug verloren hat, dem gebührt meine uneingeschränkte Hochachtung. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.
Gott braucht Dich nicht – eine Bekehrung Autor: Esther Maria Magnis Taschenbuch, 240 Seiten Rowohlt Taschenbuch Verlag, 24. Mai 2014 ISBN 3499624362
Vorgeschichte: Ich wurde durch eine Rezension in einer christlichen Zeitung auf das Buch aufmerksam. Der Rezensent hat das Buch so sehr über den grünen Klee gelobt, dass ich neugierig geworden bin.
Inhalt: Bei dem autobiographischen Roman handelt es sich um das Erstlingswerk der heute 37jährigen Wahl-Berlinerin. Der geschilderte Zeitraum umfasst die ersten 24 Lebensjahre der Autorin, die mit dem Krebstod von Vater und Bruder zwei schwere Schicksalsschläge erleidet. Im Zentrum des Buchs steht die Frage nach Gott, untrennbar verknüpft mit der Frage nach dem Leid. Wie kann ein liebender Gott so etwas zulassen? Wie kann er schweigen, während all das passiert?
Erzähltechnik: Wortwahl und Satzbau sind ungewöhnlich, poetisch, faszinierend. Die Ereignisse werden in der Vergangenheit erzählt, aus der Perspektive einer Ich-Erzählerin und mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit, über die der Leser bei aller Tragik oft schmunzelt. In kurzen Sätzen beschreibt die Autorin ihre innersten Gedanken und Gefühle und schont weder Gott noch sich selbst, wenn sie Schlaglicht-artig einzelne Episoden aus ihrem Leben schildert und sie um philosophische Einschübe oder Selbstgespräche anreichert, die zu Gebeten werden und sich ausdehnen, nachhallen, durch Mark und Bein gehen.
Suchtfaktor: Das Buch macht nicht süchtig. Stattdessen schreit es sein Leiden laut hinaus, und im Angesicht des Gottes, der dieses Leid zulässt und auf sich nimmt, wird der Leser leise, demütig und dankbar. Das Buch lädt dazu ein, Prioritäten neu zu setzen, Gottesbilder zu hinterfragen, scheinbare Selbstverständlichkeiten neu zu bewerten. Aus meiner Sicht ein geringer Sucht-, aber ein extrem hoher Sinnfaktor.
Was bleibt: ein verstörendes Gefühl der Fremdheit. Das Buch zerstört Illusionen ebenso wie gängige Gottesbilder. Es lässt den Leser nackt und bloß im Angesicht eines Gottes zurück, den er weder versteht noch verstehen kann, weil das in „der Kirche“ vermittelte spießige und harmlose Gottesbild krachend durch jeden Realitätscheck fällt.
Fazit: ein sehr lesenswertes Buch, fragil, authentisch, ehrlich bis zum Fremdschämen. Ich mag den Schreibstil der Autorin, ich mag den Mut und den Intellekt, mit dem die Autorin dem christlichen Gott begegnet und ihn letztendlich für sich findet. Keine leichte Kost, kein seichtes „Happy-Clappy“, stattdessen ein rücksichtsloses Ringen um existenzielle Fragen, wofür ich 4 von 5 Sternen vergebe. Definitiv kein Buch für den Strandurlaub, aber ein Muss für jeden, der sich auch nur wenig für christliche Religion interessiert.