17.07.2016, L. Pale: „Die Rückkehr der Götter“ (3,5/5)

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Götterdämmerung

Die Rückkehr der Götter – Elirium Saga, Band 1 3_5_stars
Autor: Leveret Pale
Taschenbuch, 400 Seiten
Books on Demand, 29. März 2016
ISBN 3739225734
Kindle-ASIN: B01CYVD3WY
Erhältlich bei: Amazon

Die Götter kehren zurück und überziehen die Welt der Menschen mit Krieg. Im ersten Band der Elirium Saga des Schriftstellers Leveret Pale geht es blutig zur Sache. Die Königreiche Hoorn und Ghonora, die sich seit jeher mit Argwohn gegenüber stehen, werden durch die Auferstehung ehemals menschlicher Wesen, die mit Hilfe eines mysteriösen Artefaktes gottgleiche Fähigkeiten erlangt haben, in einen Krieg hineingezogen, dessen Ausmaß zum Ende des ersten Bandes noch in keiner Weise abzusehen ist.

Die wiederkehrenden Unsterblichen bedienen sich bei ihrem Rachefeldzug nicht nur einer Armee von Untoten (George R.R. Martins „Weiße Wanderer“ lassen grüßen); auch diverse andere Horrorwesen kämpfen auf der Seite der entstellten Heerführer, die bei der Transformation in gottähnliche Wesen ganz offensichtlich auch sämtliche menschlichen Züge aufgegeben haben. Die deutlich unterlegenen Menschen, deren Perspektive hauptsächlich aus Sicht des südlichen Königreiches Hoorn erzählt wird, sehen sich trotz der Verstärkung durch eine Art „Halbgott“ und den sich entfaltenden magischen Fähigkeiten eines weiteren Protagonisten vom ersten Kapitel an einem übermächtigen Feind gegenüber und bezahlen entsprechend einen hohen Blutzoll im Kampf gegen die übermächtigen Gegner. Der Autor macht dabei auch vor den eigenen Protagonisten nicht halt.

Die Handlung verzichtet trotz eines kurzen Prologs auf einen epischen Rahmen und zieht den Leser stattdessen direkt ins blutige Geschehen. Die 27 Kapitel, aus der Sicht von insgesamt sieben Charakteren erzählt, sind flüssig zu lesen und geizen nicht an Brutalität. Wie im Genre der „Dark Fantasy“ nicht unüblich, pflastern Leichen den Weg der Protagonisten, egal auf welcher Seite diese stehen. Nachdenkliche, melancholische oder gar romantische Szenen sind hingegen kaum existent. Positiv hingegen ist zu vermerken, dass die Elirium Saga trotz der klaren Ausrichtung auf handfeste „Action“ durchaus einige kreative Ideen beinhaltet. Das ungewöhnliche Haustier der Assassine, die nur allzu menschliche Sucht des unsterblichen Generals oder die undurchsichtige Rolle des Imperators von Ghonora tragen ebenso zur Tiefe der Handlung bei wie der Kunstgriff, die Heerführer der marodierenden Götterarmeen ganze Kapitel aus ihrer Sicht erzählen zu lassen.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Elirium Saga unter den typischen Kinderkrankheiten leidet, für die selbstveröffentlichende Autoren anfällig sind. Kapitel mit hohem dramatischen Potenzial (die Königin von Hoorn!) scheinen nicht immer optimal auserzählt, während andere Handlungsstränge sich aufgrund der blutigen Rahmenhandlung ein wenig zu sehr auf stumpfes Gemetzel reduzieren. Manche Protagonisten bringen durchaus inhaltliche Tiefe mit (z.B. der General des unsterblichen Heeres), andere hingegen gewähren nur wenige Blicke in ihr Inneres und bleiben ein wenig blass. Der Roman ist zudem nicht frei von formalen Mängeln. Ausdruck und Rechtschreibung ließen sich an einigen Stellen durchaus verbessern; der Lesefluss wird dadurch allerdings in keiner Weise gestört.

Fazit: ein beachtenswertes Debüt voller vielversprechender Ansätze, ambitioniert und opulent ausgestattet (neben einer Karte findet sich in einem Anhang ein Personenregister sowie die Grammatik einer eigenen Sprache). Dem jungen Autor, der in zahlreichen Genres unterwegs ist (neben der „Elirium Saga“ verfasst Leveret Pale zudem Kurzgeschichten, Novellen und sogar Sachbücher), sei für die Nachfolgebände ein professionelles Lektorat ans Herz gelegt, um den Blick auf das unbestreitbar vorhandene Talent nicht durch inhaltliche Kinderkrankheiten zu trüben.

Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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